Hanf - Cannabis sativa L. ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt.
Eine kleine Geschichte über Hanf und seine Verdrängung
In China wurde Hanf schon seit Langem genutzt. Die wohlschmeckenden, äusserst nahrhaften Hanfsamen lieferten sehr hochwertiges Eiweiss und gesunde Fettsäuren. Die Stängel mit ihren besonders langen nahezu unverwüstlichen Fasern wussten die Chinesen wohl zu schätzen. In China wurden die ersten Seile der Welt aus Hanffasern gedreht. Der älteste Papierfund – aus Hanf – stammt aus China.
Hanf wurde als Heilmittel gegen Malaria, Rheuma und viele andere Unpässlichkeiten eingesetzt, wie der Autor im Shen nung pen Ts’ao king, einem ungefähr zu Beginn unserer Zeitrechnung verfassten chinesischen medizinischen Text, beschreibt.
Die so vielseitig einsetzbare, schnell wachsende Pflanze mit ihren charakteristisch handförmigen Blättern wird als Götterpflanze bezeichnet. Bei hinduistischen Zeremonien dient Hanf als Schutz gegen das Böse.
Nach hinduistischer Überlieferung hat Gott Shiva das Cannabis zur Erleuchtung und Erbauung vom Himalaya nach Indien gebracht.
Über Indien und die antiken Hochkulturen im heutigen Irak trat der Hanf seinen Siegeszug um die Welt an. In Europa ist der früheste Fund von Hanfsamen ca. 5500 v. Chr. datiert und stammt aus Eisenberg in Thüringen. Hanfsamen ca. 2500 v. Chr. und Hanffaden ca. 2300 v. Chr. stammen aus Funden aus der Gegend des heutigen Litauen.
Hanfkleidung aus Hanfgewebe wurde von den Griechen und ihren ägyptischen Nachbarn getragen, wie von Herodot (450 v. Chr.) erwähnt. Hanf und Flachs waren lange Zeit die wichtigsten Faserpflanzen Europas. Plinius der Ältere schreibt, dass Hanf die Schmerzen lindere und Pedanios Dioscurides hat von der Wirksamkeit des Saftes der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen berichtet.
Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden Mittel aus Hanf zur Linderung von Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Schmerzsymptomen gewonnen.
Der Hanf erlebte im 17. Jahrhundert in Europa eine Blütezeit durch die florierende Schifffahrt. Schiffstuch, Segel und Seile wurden aus Hanf gefertigt. Die meisten Stoffe und Tücher in der Textil- und Bekleidungsherstellung bestanden aus Hanf. Die Stoffe waren sehr reissfest, bedingt durch die langen Hanffasern, zudem boten sie durch ihre wasserabweisenden Eigenschaften einen guten Schutz vor Nässe.
Der Hanf als wichtigstes Garn wurde erst im 18. Jahrhundert durch die Baumwolle verdrängt.
In früheren Zeiten war es normal und legitim Hanf zu kultivieren. Selbst die amerikanischen Präsidenten George Washington und Thomas Jefferson, die Gründerväter der Vereinigten Staaten, besassen Hanfplantagen.
Benjamin Franklin gehörte eine der ersten Papierfabriken, die Papier aus Hanf herstellten.
Hanf schien auch auf einem anderen Gebiet eine innovative Ressource zu sein. Als Ausgangsstoff diente das Hanföl. Der Automobilhersteller Henry Ford setzte die Idee, Kunststoffe oder auch Benzin aus Pflanzenölen wie Hanföl zu produzieren, erstmals 1941 in die Tat um.
Sein Prototyp konnte mit Hanfbenzin fahren und die Karosserie des Autos wurde aus Hanfkunststoff gefertigt.
Doch leider kam diesem ökologischen und nachhaltigen Ansatz die mächtige Erdölindustrie in die Quere.
Plastik und Zelluloid trat den weltweiten Siegeszug an, nachdem es gelungen war, aus Erdöl diese synthetischen Stoffe zu produzieren. Dieses Herstellungsverfahren wurde patentiert.
1937 verabschiedeten die USA die sogenannte "Marihuana Tax Act", eine hohe Steuer auf Hanf und hatte ein Ziel, die Hanfproduktion zugunsten der Papier und Erdölindustrie zu verdrängen.
William Randolph Hearst, der mächtigste Zeitungsverleger und Medienmagnat, nahm mithilfe einer mächtigen Lobby Einfluss auf Regierungskreise und Gesetzgebung. Er besass riesige Waldbestände und lief Gefahr, Millionen von Dollar an den etablierten und weitaus besseren Zellstoff Hanf zu verlieren. Hearst sicherte sich die Monopolstellung in der Papierherstellung aus Holz, obwohl bekannt war, dass die Hanfpflanze viermal mehr Zellstoff produziert als Holz und im Produktionsverfahren wesentlich umweltschonender ist.
Hinzu kam, dass sich der grosse und mächtige Industriekonzern DuPont, der die Interessen der aufstrebenden Erdölindustrie vertrat, sich durch den patentierten Herstellungsprozess zur Gewinnung von Kunststoffen aus Erdöl, die Vormachtstellung sichern wollte.
Chemiker des Industriekonzerns DuPont entwickelten in den 1930er Jahren die erste Kunstfaser, die sie Nylon nannten. Dies war der Beginn für synthetische Fasern und Anlass die etablierte "Konkurrenzfaser", die Naturfaser Hanf, vom Markt zu drängen.
Für die Nutzpflanze Hanf bedeutete dies nahezu das Aus.
Degradierung zum "Rauschgift"
Dem bis dato als Genussmittel eingestuften Cannabis wurde ein verändertes Image verpasst. Der Hanf wurde zum Rauschgift degradiert. Hierbei war wiederum das Zeitungsimperium von William R. Hearst sehr hilfreich, es wurde gekonnt für Propagandazwecke genutzt und die wunderbare Hanfpflanze auf die Droge "Marihuana" reduziert.
"Marihuana" ein Slang Ausdruck aus dem Mexikanischen wurde bewusst gewählt, um den Hanf abzuwerten.
Marihuana wurde als gewalterzeugende, wahnsinnig machende Droge dargestellt. Letztendlich zielte es auf ein Verbot von Marihuana ab und es so weit zu kriminalisieren, um die Pflanze weltweit zu verpönen. Dies war ganz im Interesse der Pharmakonzerne, da sich viel mehr Geld verdienen liess mit patentierten und immer wieder neu entwickelten Medikamenten als mit Heiltinkturen pflanzlichen Ursprungs.
Hanf als Heilmittel
Als rituelle Pflanze hatte Hanf immer eine besondere Stellung, wir finden ihn in den ältesten Aufzeichnungen verschiedener Kulturen.
Fast alle Bestandteile der Pflanze, wie Samen, Blätter, Rinde, Harz und Blüten wurden für heilkundige Zwecke angewendet.
Ursprünglich kommt die Hanfpflanze aus Zentralasien und ihre weltweite Verbreitung durch den Menschen ging über Jahrtausende.
Die Kultivierung der Cannabis-Pflanze hat somit in China eine jahrtausendealte Tradition und gelangt noch vor der christlichen Zeitrechnung nach Afrika, Europa und schliesslich nach Amerika. Cannabis wird sowohl in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als auch bei Hildegard von Bingen und in der Ayurveda-Medizin bei vielen Leiden als wirkungsvolles Therapeutikum genannt – vor allem als Stärkungs- und Schmerzmittel.
Gängige Arzneimittel waren im 19. Jahrhundert in der westlichen Medizin Cannabispräparate, hauptsächlich in Form alkoholischer Tinkturen. Die Cannabisextrakte fanden vielseitige Anwendung als Schlafmittel oder Schmerzmittel, sie wirkten krampflösend, schmerzstillend und muskelentspannend.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts verschwanden Cannabis-Arzneien vom Markt, vorangetrieben von den USA und Interessenvertretern der Pharmaindustrie.
Nachdem Cannabis als illegale Droge gesetzlich eingegliedert wurde, kamen die Bemühungen zur Cannabis-Forschung in Amerika und Europa jahrzehntelang zum Erliegen.
Heute wird das jahrhundertealte Wissen um die Vorzüge des Hanfs langsam wieder neu entdeckt.
Erst seit kurzer Zeit wird die Cannabis-Forschung in den USA und Europa wieder intensiver betrieben.
Es gibt mittlerweile auch unter den Ärzten viele Befürworter, die ein Umdenken in der Debatte um Cannabis für medizinische Zwecke fordern.
Prof. Raphael Mechoulam bezeichnet Cannabis als medizinische Schatzkiste, deren Inhalt wir noch gar nicht kennen. Er ist Hochschullehrer an der israelischen Hadassah Medical School und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, er hat sein ganzes Leben der Erforschung von Cannabis gewidmet.
Hanf als Heilmittel
Hanföl enthält im Gegensatz zu den Ölen anderer Pflanzen keine Gift- oder Hemmstoffe, sodass die Samen nicht hitzebehandelt und das Öl nicht raffiniert werden muss.
Die Samen enthalten alle acht für den menschlichen Körper wichtigen essentiellen Aminosäuren. Hanf ist eine ausgesprochen ungiftige Substanz und es werden keine Organe durch den Wirkstoff THC geschädigt.
Das kostbare ätherische Hanföl, gewonnen aus der Hanfblüte, steht als aussergewöhnliche Wirk- und Aromasubstanz immer im Mittelpunkt jeder Duftmischung und wird von Frauen wie von Männern als angenehm herb empfunden.
Hanfsamen-Öl pflegt auf natürliche Weise und macht die Haut spürbar weich und das Haar angenehm locker und geschmeidig.
Quelle: Hanf als Medizin, Dr. med. Franjo Grotenhermen Zeitschrift natur & heilen (Januar 1/2016 und Februar2/2016)